Website und „war for talents“: Seien Sie vorbereitet!

Neulich am Telefon: Es rief ein Jurastudent aus Bayreuth bei mir an, der unbedingt im Nebenjob via Internet für uns arbeiten wollte. So weit so gewöhnlich. Der Grund dafür war allerdings umso beachtlicher. Und nun sollten alle Rechtsanwälte genau hinhören, die mitten im „war for talents“ stecken und einfach keine passenden Kandidaten für Stellenvakanzen finden.

Ein Student formuliert, was Kanzleien verkennen

Er sagte: „Ich will bei Ihnen arbeiten und Kanzleien klar machen, warum Marketing für Kanzleien so wichtig ist. Ich suche einen Praktikumsplatz für mein Studium. Wenn ich mir aber die Websites von Kanzleien ansehe, sind die Internetseiten durchweg so schlecht, dass ich mir keinen Eindruck machen kann, wo ich mich bewerben will.“

O-Ton, nicht ausgedacht. Selbst ich war kurz sprachlos am Telefon, ich hätte es selbst nicht mehr auf den Punkt formulieren können. Denn in dieser Aussage steckt in wenigen Worten eine Wahrheit, die viele Kanzleien vollkommen verkennen: Kanzleiwebsites sind nicht nur dafür da, Mandanten von der Qualifikation der Berufsträger zu überzeugen. Kanzleiwebsites sind auch dazu da, potenziellen Bewerben ein treffendes Bild von der Kanzlei zu verschaffen. Und diesen Eindruck verschaffen sich Bewerber aller Qualifikationsstufen in der Situation, in der sie sich entscheiden, sich auf eine Stellenanzeige oder sogar initiativ zu bewerben – oder eben nicht. Und wie diese reale Situation mit dem Studenten zeigt: die Website ist eben auch ein Kriterium sich NICHT zu bewerben.

Nun gut, hier ging es nur um einen Praktikumsplatz. Aber die Reaktion dieses Studenten aus der „Generation Y“ (geboren zwischen 1980 und 2000) ist beispielhaft für Bewerber dieser Generation – auch bei der Besetzung von Stellen für Rechtsanwälte in Kanzleien jeder Größe und jeder Spezialisierung.

Ihre Website = Ihr Schaufenster

Deshalb sollten Sie im Netz genau auf diese Situation vorbereitet sein und Ihre Website auf diese nicht mehr ganz neue, aber immer dringlicher werdende Anforderung zuschneiden. Sie sollten auf Ihrer Website zeigen, was Sie machen und was Sie können. Sie sollten aber auch zeigen, wer Sie sind und was Sie auszeichnet. Man sollte sich auf Ihrer Website einen Eindruck von Ihrer Kanzlei machen können, der sich in der Realität dann aber bitte auch fortsetzt. Wer zu Ihnen in die Kanzlei kommt – als Mandant oder Bewerber – sollte m.E. im besten Fall den Eindruck haben, schon einmal bei Ihnen gewesen zu sein. Denn dann liegen virtuelle Welt und Realität 1:1 übereinander. Eine sehr gute Basis für gute und passende Mandate und für gute und passende Bewerbungen.

Und was bedeutet das? Website first!

Wenn Sie auf der Suche nach Volljuristen (und nichtjuristischen Mitarbeitern) sind und die Stelle bestimmte Herausforderungen für die Besetzung mitbringt (z. B. Kanzlei liegt nicht am Nabel der Welt, seltene Spezialisierung etc.): Kümmern Sie sich um Ihre Website BEVOR Sie in Personalmaßnahmen investieren!

Andernfalls riskieren Sie, dass tausende Euro für Stellenanzeigen in den klassischen Medien, speziellen Online-Medien wie LTO oder in spezialisierten Online-Stellen-Portalen wie talentrocket wirkungslos verpuffen. Denn wenn Ihre Website keinen oder einen schlechten Eindruck von Ihrer Kanzlei vermittelt, werden sich Talente schlichtweg nicht bei Ihnen bewerben und zwar weil Sie nicht erkennen (können), dass Ihre Kanzlei und Ihre Stelle genau die sind, die zu diesem Bewerber passen würden. Denken Sie an den Studenten aus Bayreuth….

  Bildnachweis:  Konstantin Yuganov – fotolia.com